Viele Frauen suchen nach einem natürlichen Ansatz, um ihre hormonelle Gesundheit zu unterstützen. Von der Linderung von Menstruationsschmerzen, Wechseljahresbeschwerden und PMS-Symptomen bis hin zur Förderung der Fruchtbarkeit: In der Frauenheilkunde des Ayurveda (= Striroga) gibt es zahlreiche vielversprechende Alternativen zu Schmerzmitteln oder Hormonpräparaten.

Seit Jahrhunderten kommen diese auf dem indischen Subkontinent zum Einsatz und erfreuen sich auch bei uns zunehmender Beliebtheit.

Was ist Ayurveda?

Ayurveda bedeutet übersetzt „das Wissen vom Leben“. Das traditionelle Medizinsystem stammt aus Indien und blickt auf eine etwa 5000 Jahre alte Geschichte zurück. Das Besondere am Ayurveda ist zum einen sein ganzheitlicher Ansatz mit der Betrachtung des Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Des Weiteren wird die Individualität des Menschen betont: Jede/Jeder besitzt eine einzigartige Konstitution und hat dementsprechend individuelle Bedürfnisse.

Zyklusbalance nach Ayurveda

Ayurveda dient nicht nur dazu, Krankheiten zu behandeln, sondern auch deren Entstehung vorzubeugen. Die Anwendung traditioneller Heilpflanzen sowie Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil sind dabei häufig auf die Balance der drei Doshas ausgerichtet.

Das ayurvedische Prinzip der drei Doshas

Das ayurvedische Konzept der drei Doshas (Tridoshas) ist einzigartig und in keiner anderen Gesundheitslehre zu finden. Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha stellen drei unterschiedliche energetische Wirkprinzipien dar, die sämtliche Prozesse unseres Körpers steuern. Jedes Dosha steht für bestimmte Eigenschaften.

Je aktiver ein Dosha ist, desto stärker zeigen sich diese Eigenschaften in unserem Körperbau und Verhalten. Im Ayurveda spricht man in diesem Zusammenhang von der individuellen Konstitution eines Menschen. Neben Vata-, Pitta- und Kapha-Typen gibt es Mischformen aus zwei oder sogar allen drei Doshas.

Die Doshas sind kein starres Konstrukt, sie stehen in einem dynamischen Gleichgewicht zueinander und werden z. B. von der Jahres- und Tageszeit, Schlafgewohnheiten oder der Ernährung beeinflusst. Herrscht ein Dosha vor und gerät ihr Verhältnis aus der Balance, können Krankheiten entstehen.

Ein wichtiges Ziel des Ayurveda ist daher immer das Gleichgewicht der Doshas – entsprechende der individuellen Konstitution – beizubehalten bzw. wieder herzustellen. Für jede Konstitution gelten dabei individuelle Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen.

Bedeutung des Dosha-Gleichgewichts für den weiblichen Zyklus

Die drei Doshas beeinflussen auch den weiblichen Zyklus. Je nach Phase sind die Doshas unterschiedlich stark ausgeprägt. Um Beschwerden zu lindern bzw. vorzubeugen, sollte das jeweils vorherrschende Dosha ausgeglichen werden. Während der Menstruation (erste Phase) dominiert Vata. Jetzt gilt es auf ausreichende Entspannung zu achten, warme, nicht zu schwere Speisen und genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Kapha herrscht in der zweiten Phase (Follikelphase und Eisprung) und sollte durch mäßige Bewegung und leicht verdauliche Mahlzeiten ausgeglichen werden.

Pitta dominiert die dritte Phase (Lutealphase). Frisches Obst und Gemüse, bittere und süße Speisen sowie ausreichend Sport und Bewegung sind nun empfehlenswert.

Typische Frauenleiden aus Sicht des Ayurveda

Geraten die Doshas aus dem Gleichgewicht treten – je nach Dosha, das erhöht ist – typische Beschwerden auf. Vata wird in unserer heutigen hektischen Zeit besonders schnell gestört und gleichzeitig am häufigsten für die Entstehung von gynäkologischen Beschwerden verantwortlich gemacht. Dies kann z. B. zu einem unregelmäßigen oder ausbleibenden Zyklus, zu PMS (Prämenstruellem Syndrom) sowie Krämpfen führen.

Ein erhöhtes Pitta-Dosha bewirkt u. a. zu starken Blutungen, Hitzewallungen, Hautunreinheiten und Kopfschmerzen. Zu viel Kapha führt z. B. zu Wassereinlagerungen, Antriebslosigkeit und Müdigkeit.

Aufgrund der ganzheitlichen Sichtweise stehen unregelmäßige Zyklen oder Regelschmerzen im Ayurveda nicht für sich allein, sondern spiegeln immer den allgemeinen Gesundheitszustand wider. Eine konstitutionsgerechte Ernährung sowie ausreichend Schlaf, Bewegung und Entspannung fördern nicht nur die Gesundheit, sondern helfen ebenso dem Zyklus wieder in Balance zu finden. Darüber hinaus gibt es Nahrungsergänzungsmittel und Kräuter, die ausgleichend auf das weibliche Hormonsystem wirken.

Natürliche Hormonbalance mit ayurvedischen Kräutern

In der ayurvedischen Frauenheilkunde kommen viele verschiedene Kräuter und Heilpflanzen zur Anwendung. Viele davon sind auch bei uns als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Es müssen aber nicht immer Kapseln oder Tabletten sein: Ein leckeres Curry mit Kurkuma fördert die Hormonbalance ebenfalls.

Shatavari – der Alleskönner

Shatavari (Asparagus Racemosus) ist vermutlich der bekannteste Vertreter der ayurvedischen Frauenheilkunde und besitzt vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Das Spargelgewächs erhöht die Fruchtbarkeit sowie die Milchproduktion, lindert Hitzewallungen und Schlafstörungen während der Menopause und wirkt harmonisierend bei hormonellem Ungleichgewicht. Aus ayurvedischer Sicht wirkt Shatavari ausgleichend auf die beiden Doshas Vata und Pitta. Aus moderner Sicht sind die enthaltenen Phytoöstrogenge und die antioxidativen Wirkung die Ursache für die positiven Effekte.

Infobox Phytoöstrogene

Phytoöstrogene sind Pflanzenstoffe, die dem körpereigenen Hormon Östrogen ähneln und dessen Wirkung beeinflussen. Zu den bekanntesten Phytoöstrogenen zählen Isoflavone und Lignane.

Kurkuma – das goldene Gewürz der Heilkunde

Kurkuma (Curcuma longa) gilt nicht nur als eines der wichtigsten Gewürze des Ayurveda, sondern gleichzeitig auch als bedeutsame Heilpflanze und gleicht alle drei Doshas aus. Die Knolle punktet mit ihrem Geschmack und ihrer leuchtend gelben Farbe sowie zahlreichen positiven Eigenschaften auf die Gesundheit.

Der Inhaltsstoff Curcumin wirkt u. a. entzündungshemmend und antioxidativ. Vor allem bei gynäkologischen Erkrankungen, die mit Entzündungen einhergehen, z. B. polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder Endometriose, profitiert man von Kurkuma. Gegen Menstruationsschmerzen und zur Regulation des Hormonspiegels wird Kurkuma ebenfalls genutzt.

Ashohka – der heilige Baum

Ashoka (Saraca indica) bedeutet wörtlich übersetzt „ohne Sorgen“ und trägt laut Ayurveda zu einem gesunden Menstruationszyklus und hormonellen Gleichgewicht bei. Die Rinde des Ashoka-Baums gilt als eine der wichtigsten Heilpflanzen bei der Behandlung gynäkologischer Beschwerden.

Besonders beliebt ist die Verwendung in traditionellen Rezepturen wie dem Nahrungsergänzungsmittel Ashokarishta. Dieses wird bei PMS, dem Ausbleiben der Menstruation, Wechseljahresbeschwerden oder Regelschmerzen verwendet. Ashoka-Pulver spricht man antibakterielle, entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften zu. In Studien zeigte Ashohka-Extrakt zudem eine östrogene Wirkung, die auf enthaltene Phytoöstrogene zurückzuführen ist.

Ayurvedische Heilkräuter – und Pflanzen werden seit Jahrhunderten traditionell angewendet. Die genauen Wirkmechanismen und die Wechselwirkungen mit Medikamenten sind jedoch meist noch nicht ausreichend untersucht. Insbesondere in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Medikamenteneinnahme oder der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln sowie bei Erkrankungen (z. B. Leberschädigungen) sollte eine Einnahme daher nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Quellen:

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