Können Fäkalien heilen? Eine Stuhltransplantation klingt etwas unappetitlich, kann aber Leben retten. Laut einer Phase-1-Studie erhöht die Modulation des Darmmikrobioms den Erfolg der Behandlung bei therapierefraktären Melanom-Patienten.

Die Immuntherapie mit PD-1-Inhibitoren ist für viele Patienten die letzte Rettung. Leider sind die Erfolgsaussichten nicht immer hoffnungsvoll. So führt die Behandlung bei lediglich 10-20 % der Patienten mit metastasiertem malignem Melanom zu einer vollständigen Remission. Woran liegt es, dass ein Großteil der Behandelten nicht oder nur teilweise auf die Therapie anspricht? Eine Studie von Baruch et al. deutet darauf hin, dass der Schlüssel zum Behandlungserfolg im Darmmikrobiom liegen könnte.

Stuhltransplantation verbessert die Ansprache auf Krebstherapie

Die Darmflora hat nachweislich tiefgreifende Auswirkungen auf die Funktion des Immunsystems. Eine Modulation des Darmmikrobioms zählt daher zu den vielversprechendsten Ansätzen, um die Wirksamkeit immuntherapeutischer Verfahren zu erhöhen. Erste Hinweise auf diesen positiven Effekt liefern fäkale Mikrobiota-Transplantationen (FMT) bei Mäusen. Die Behandlung therapieresistenter Mäuse mittels einer FMT von Responder-Mäusen führt zu einer zunehmenden intratumoralen CD8+-T-Zell-Infiltration und einem größeren Therapieerfolg.

In einer Phase-I-Studie untersuchten Baruch et al. nun, ob eine FMT bei Menschen ebenfalls zu einer erhöhten Wirksamkeit der Anti-PD-1-Antikörpertherapie führt. Die Forscher interessierte weiterhin, ob diese Methode bei immun-geschwächten Personen überhaupt durchführbar sowie sicher ist. Die Probandengruppe umfasste 10 Patienten mit Anti-PD-1-refraktärem metastasiertem schwarzen Hautkrebs.

Diese wurden mit dem fäkalen Mikrobiom von zwei Spendern behandelt, die vollständig auf die Therapie ansprachen. Vor Behandlungsstart wurde das körpereigene Mikrobiom durch Antibiotika-Gabe reduziert. Anschließend erhielten die Probanden die fäkale Mikrobiota von je einem der beiden Spender – einmalig koloskopisch sowie oral in Kapselform. Während der darauffolgenden sechs Behandlungszyklen mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab erfolgte alle 14 Tage eine Kapsel-Gabe.

Zu welchem Ergebnis kam die Studie?

Bei drei Patienten konnte eine Verbesserung durch die Behandlung erzielt werden. Ein Patient sprach vollständig auf die Therapie an, bei zwei Behandelten zeigte sich ein Rückgang der Metastasen. Die FMT war zudem sicher und – mit Ausnahme leichter Blähungen bei einem Patienten – ohne Nebenwirkungen durchführbar. Klinische Untersuchungsparameter zeigten, dass die Behandlung mit dem fäkalen Spender-Mikrobiom zu günstigen Veränderungen der Immunzellinfiltration und Genexpressionsprofile sowohl in der Lamina propria des Darms als auch intratumoral führte.

Interessanterweise veranschaulichten die Tumorbiopsien darüber hinaus, dass einige Metastasen sich zunächst zwar zurückbildeten, anschließend jedoch unbekannterweise weiter fortschritten. Das Mikrobiom scheint also nicht der einzige Faktor zum Therapieerfolg zu sein.

Dennoch belegen die Studienergebnisse, dass dieser Ansatz großes Potenzial hat und weiterer Forschung bedarf. So gilt es, beispielsweise die Fragen zu beantworten, wie die optimale Spender-Darmflora aussehen sollte. Die Analysen der Mikrobiota der Spender und Probanden vor bzw. nach dem Behandlungszeitraum konnte hier kein Licht ins Dunkel bringen. Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen bakterieller Zusammensetzung und klinischer Reaktion.

Quelle:

Baruch E. N. et al. Fecal microbiota transplant promotes response in immunotherapy-refractory melanoma patients. Science 2020; 371(6529):602-609.

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